Die größte deutsche Fahrschulkette 123fahrschule SE (ISIN: DE000A2P4HL9) steht nach Einschätzung von NuWays vor einem strukturellen Wendepunkt. Das Bundesverkehrsministerium hat seinen lange erwarteten Gesetzentwurf zur Reform der Fahrschulausbildung vorgelegt, der dem Unternehmen erhebliche Wachstumschancen eröffnen könnte. Die Analysten bekräftigen ihre Kaufempfehlung mit einem unveränderten Kursziel von 7,40 Euro.
Vollständige Digitalisierung ermöglicht Skalierung
Der Ministeriumsentwurf sieht vor, dass Theorieunterricht künftig vollständig online abgehalten werden kann. Damit entfällt die bisherige Pflicht zum Präsenzunterricht in Klassenräumen. Für 123fahrschule bedeutet dies einen fundamentalen Vorteil: Das Unternehmen kann deutlich mehr Fahrschüler gleichzeitig unterrichten, ohne zusätzliche Räumlichkeiten anmieten zu müssen. Die Analysten sehen darin ein erhebliches Potenzial für höhere Umsätze pro Filiale bei gleichzeitig verbesserten Margen.
Zudem würde die digitale Ausbildung das Einzugsgebiet jeder Fahrschule erheblich erweitern. Bisher waren Fahrschüler auf Angebote in ihrer unmittelbaren Umgebung angewiesen. Mit Online-Theoriestunden kann 123fahrschule künftig auch Kunden in größerer Entfernung erreichen und damit Marktanteile gewinnen.
Simulatoren werden in Pflichtausbildung integriert
Ein zweiter zentraler Punkt der Reform betrifft den Einsatz von Fahrsimulatoren. Diese sollen künftig offiziell in die praktische Ausbildung integriert werden und können sogar Teile der Pflichtfahrten ersetzen. 123fahrschule hat sich durch die Übernahme des Simulator-Spezialisten Foerst bereits vor zwei Jahren auf genau diese Entwicklung vorbereitet.
Die Analysten gehen davon aus, dass die gesetzliche Zulassung eine bisher aufgestaute Nachfrage freisetzen wird. Viele potenzielle Kunden hätten mit der Entscheidung für einen Führerschein gewartet, bis Klarheit über den Einsatz kostensparender Simulatoren herrsche. Ab 2026 erwarten die Experten entsprechende Nachholeffekte.
Preissenkungen bei stabilen Margen möglich
Durch die Kombination aus Online-Theorie und Simulator-Einsatz kann 123fahrschule die Gesamtkosten für den Führerschein deutlich senken, ohne dabei Margeneinbußen hinnehmen zu müssen. Die Reform ermöglicht kürzere Pflichtfahrzeiten und effizientere Ausbildungsstrukturen. Dies verschafft dem Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren, analogen Fahrschulen in den Kernregionen.
Wettbewerbsvorteile werden ausgebaut
Kleinere Konkurrenten ohne digitale Infrastruktur oder finanzielle Mittel für Simulator-Investitionen dürften Schwierigkeiten bekommen, die neuen Anforderungen zu erfüllen. 123fahrschule verfügt dagegen bereits über die notwendige technische Plattform, das größte Filialnetz in Deutschland sowie eigene Fahrlehrer-Ausbildungszentren. Letztere sichern dem Unternehmen einen entscheidenden Vorteil in einem Markt, in dem der Altersdurchschnitt der Fahrlehrer bei etwa 60 Jahren liegt.
Die Analysten stufen die Aktie mit „Buy“ ein und sehen das faire Kursziel bei 7,40 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 3,52 Euro ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von über 110 Prozent. Die Umsetzung der Reform ist für das erste Halbjahr 2026 geplant.







