Der österreichische Hightech-Leiterplattenhersteller AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG (AT0000969985) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 seinen Umsatz in einem herausfordernden Marktumfeld leicht auf 1.590 Mio. Euro gesteigert (Vorjahr: 1.550 Mio. Euro). Bemerkenswert ist jedoch vor allem der sprunghafte Anstieg des EBITDA um 97% auf 606 Mio. Euro – ein Effekt, der hauptsächlich auf den Verkauf des Werkes in Korea zurückzuführen ist und das operative Geschäft in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Die doppelte Wahrheit bei AT&S
Bereinigt um den Verkaufserlös des koreanischen Werks und ohne Anlauf- und Restrukturierungskosten beträgt das EBITDA 408 Mio. Euro – immerhin noch ein Plus von 6% gegenüber dem Vorjahr. Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich auf 25,7% (Vorjahr: 24,8%). Hinter diesen Zahlen verbirgt sich jedoch ein komplexes Bild: Während sich die Volumina bei mobilen Endgeräten, Computern und Kommunikationsinfrastruktur stabil entwickeln, stagniert der Automotive-Sektor, und die Schwäche im Industriebereich hält an.
Das Kostenoptimierungs- und Effizienzprogramm des Unternehmens hat im vergangenen Geschäftsjahr die Kostenbasis nachhaltig um 120 Mio. Euro gesenkt. Für das laufende Jahr sollen weitere 130 Mio. Euro eingespart werden. Diese Maßnahmen scheinen dringend nötig, denn der operative Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit ging dramatisch auf -75 Mio. Euro zurück (Vorjahr: +653 Mio. Euro).
Vorsichtiger Ausblick auf unsichere Zeiten
Bemerkenswert ist die Entscheidung des Vorstands, aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten und des schwelenden Handelskonflikts zwischen den USA und China keine Jahresprognose für 2025/26 abzugeben, sondern nur eine Quartalsvorhersage: Für Q1 2025/26 erwartet AT&S einen Umsatz von ca. 400 Mio. Euro und eine EBITDA-Marge von etwa 16%.
Der mittelfristige Ausblick für 2026/27 bleibt mit einem Umsatz von 2,1 bis 2,4 Mrd. Euro und einer EBITDA-Marge von 24 bis 28% ambitioniert. Diese Ziele hängen maßgeblich vom Erfolg der Kapazitätserweiterungen in Kulim (Malaysia) und Leoben (Österreich) ab.
Die entscheidende Frage für Anleger: Kann AT&S den Transformationsprozess in einer Zeit geopolitischer Spannungen und schwankender Nachfrage erfolgreich meistern? Der Verkauf des koreanischen Werks hat Zeit erkauft – nun kommt es auf die operative Umsetzung an.