Die Analysten haben heute ihre Einschätzungen zu mehreren deutschen Small- und Mid-Caps aktualisiert. Hier die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Krones mit überzeugendem Jahresauftakt
Hauck & Aufhäuser bestätigt die Einstufung für Krones mit „Hold“ und erhöht das Kursziel von 137 auf 147 Euro. Die Erstquartalzahlen hätten den Erwartungen entsprochen. Positiv streichen die Analysten den Auftragseingang heraus. Die Schwellenländer holten noch immer von den gedämpften Investitionen nach der Pandemie auf, was den weiteren Auftragsrückgang in den Kernmärkten aufgrund der wachsenden Unsicherheit hinsichtlich der Zollpolitik in den USA kompensiert habe. Der Umsatz sei um 13 Prozent geklettert – befeuert durch eine Beschleunigung der Auslieferungen neuer Geräte im Kernbereich Abfüllung & Verpackung. Unterstützt worden sei die Entwicklung durch einen großen Auftragsbestand, weitere Optimierung der Produktionskapazitäten und die erste Konsolidierung von Netstal. Das EBITDA sei um 19,1 Prozent gesteigert worden – dank höherer operativer Hebelwirkung und trotz einer schlechteren Produktzusammensetzung.
All for One mit schwacher Dynamik und Wachstumschancen
Baader Helvea spricht mit Blick auf All for One von makroökonomischem Gegenwind, aber auch strukturellen Wachstumschancen. Die Analysten bestätigen ihre Kaufempfehlung, senken aber das Kursziel von 88 auf 85 Euro, hauptsächlich um ihren gesenkten Schätzungen Rechnung zu tragen. Die operative Dynamik des IT-Dienstleisters sei schwächer als erwartet ausgefallen im ersten Halbjahr 2024/25. Diese Entwicklung spiegele die Verschiebung von Projektstarts aufgrund des geopolitischen Umfelds wider. Kommentare während der Telefonkonferenz deuteten darauf hin, dass Projekte, die bereits im vergangenen Jahr gewonnen wurden, nun starteten, und es gebe Spekulationen auf dem Markt, dass SAP ähnliche Anreize wie im vergangenen Jahr zur Migration zu S/4HANA ankündigen könnte. Dies in Kombination mit der neuen Bundesregierung könnte das Wachstum im zweiten Halbjahr wieder beschleunigen.
Enapter im strukturellen Wachstumsmarkt
First Berlin Equity Research bestätigt die Kaufempfehlung für Enapter mit einem Kursziel von 5,00 Euro. Der Markt für grünen Wasserstoff entwickle sich zwar viel langsamer als ursprünglich erhofft, aber die Analysten nehmen seit einigen Monaten wahr, dass die Stimmung schlechter sei als die Lage. Viele FIDs seien inzwischen gefällt, viele Elektrolyseure befänden sich im Bau und insbesondere Deutschland habe mit einer zukunftsweisenden Regulierung den Aufbau eines Wasserstoffkernnetzes angestoßen. Laut IEA dürfte die globale Wasserelektrolysekapazität Ende 2024 ca. 5 GW erreicht haben. Werden die bereits angekündigten Projekte umgesetzt, könnte die Kapazität bis 2030 auf bis zu 520 GW anwachsen. Die Analysten sehen gute Chancen, dass Enapter trotz des von Trump verursachten Zollchaos und seiner gegen saubere Energien gerichteten Politik den unteren Guidance-Rand bei Umsatz und EBITDA erreicht. Das Aufwärtspotenzial wird mit über 90 Prozent beziffert.
Schloss Wachenheim senkt Ausblick
Solventis bestätigt die Kaufempfehlung für Schloss Wachenheim, senkt aber das Kursziel leicht von 21,50 auf 21,40 Euro. Bei den Neunmonatszahlen streichen die Analysten die Steigerung des Absatzes um 1,1 Prozent und die des Umsatzes um 1,5 Prozent heraus – trotz eines schwachen Konsumumfelds. Die Sektkellerei rechne im Gesamtjahr weiterhin mit stabilen bis leicht steigenden Absatzmengen. Die Wachstumsprognose bei den Erlösen sei allerdings auf rund 4 von zuvor 5 Prozent gesenkt worden. Dies liege vor allem an einem schwächeren dritten Quartal in Ost- bzw. Mitteleuropa. Der Ausblick auf EBIT und Konzernergebnis seien bekräftigt worden, wobei aber nun jeweils die unteren Ränder der Prognosespannen angestrebt würden.
Allgeier von öffentlichen Aufträgen gestützt
Berenberg bestätigt die Kaufempfehlung für Allgeier und erhöht das Kursziel deutlich von 19 auf 24 Euro. Nach der Bildung der neuen Bundesregierung erwarten die Analysten, dass das wichtige Geschäft von Allgeier mit öffentlichen Auftraggebern ab dem dritten Quartal wieder anziehen werde. Neben Projekten mit dem Bund sollte sich auch das Geschäft mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen erholen. Obwohl die Analysten ihre Umsatzschätzungen für 2025/26 weitgehend unverändert lassen, rechnen sie nun mit einer Erholung der EBITDA-Margen. Diese Entwicklung werde durch eine allmähliche Steigerung der Mitarbeiterauslastung getrieben. Höhere Annahmen für Zins- und Steuerzahlungen belasteten jedoch die Gewinnschätzungen der Analysten.
Patrizia mit Hoffnung trotz schwacher Profitabilität
Metzler bestätigt die Kaufempfehlung für Patrizia, senkt aber das Kursziel von 10,20 auf 9,20 Euro. Trotz der hohen Ergebnisqualität des EBITDA von Patrizia im ersten Quartal schätzen die Analysten die zugrundeliegende Profitabilität des Unternehmens als schwach ein. Unter Berücksichtigung der Saisonalität der Ergebnisse und der Bereinigung der Nettomieteinnahmen der Lagerimmobilien, die in Fonds platziert werden, sehen die Analysten derzeit ein jährliches EBITDA von 40 Millionen Euro, was einer schwachen Eigenkapitalrendite von etwa 1 Prozent entspreche. Die Profitabilität und Kostenstruktur erforderten ihrer Ansicht nach eine höhere Asset-Basis. Die Analysten behalten ihre Kaufempfehlung aber aus mehreren Gründen bei, darunter das organische Wachstum bei verwalteten Vermögen sowie ein mittelfristig zu erwartender signifikanter operativer Hebel, dank sich erholender Managementgebühren und anhaltender Kostendisziplin.
1&1 mit limitiertem Kurspotenzial nach United-Internet-Offerte
Warburg stuft 1&1 auf „Hold“ von zuvor „Buy“ herab bei einem bestätigten Kursziel von 18,90 Euro. Nach dem kräftigen Kursanstieg durch das Angebot der Konzernmutter United Internet sehen die Analysten nur noch ein begrenztes Aufwärtspotenzial zu ihrem Fair Value. Das Angebot von United Internet für bis zu 9,19 Prozent der 1&1-Aktien, um den Anteil auf bis zu 90 Prozent zu erhöhen, habe mit einem Preis von 18,50 Euro eine Prämie von 20 Prozent auf den Vortageschlusskurs dargestellt. Das Angebot sei überraschend gekommen, so Warburg. Zwar habe es in der Pressemitteilung geheißen, dass ein Delisting und/oder Squeeze-Out nicht geplant sei. Warburg geht trotzdem davon aus, dass es der Anfang vom Ende von 1&1 als gelistetes Unternehmen ist.