Die EnviTec Biogas AG (DE000A0MVLS8) hat ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vorgelegt und zeigt, wie es nach den außergewöhnlich starken Jahren 2022 und 2023 mit dem Biogasspezialisten weitergeht. Die Geschäftsentwicklung bleibt zwar robust, doch die Ergebnisse liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Zeichnet sich hier eine neue Normalität für den Biogasmarkt ab?
Strom- und Gaspreisrückgang belastet Ergebnis
Mit einer Gesamtleistung von 352,5 Millionen Euro verzeichnete EnviTec einen Rückgang um 20,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (445,8 Millionen Euro). Der Umsatz reduzierte sich um 19,0 Prozent auf 337,7 Millionen Euro. Noch deutlicher fiel der Ergebnisrückgang aus: Das Ergebnis vor Steuern (EBT) halbierte sich nahezu von 88,2 Millionen Euro auf 44,0 Millionen Euro.
Hauptverantwortlich für diese Entwicklung waren vor allem gesunkene Strom- und Gaspreise sowie weiterhin rückläufige THG-Quotenpreise. Dies belastete besonders das Segment Eigenbetrieb, das größte Segment des Konzerns, in dem der Umsatz um 18,8 Prozent auf 191,6 Millionen Euro zurückging. Das Segment Service entwickelte sich dagegen stabil mit einem leichten Umsatzplus von 4,0 Prozent auf 50,5 Millionen Euro.
Investitionen in die Zukunft
Trotz der Ergebnisrückgänge hat EnviTec nicht auf die Bremse getreten, sondern weiter in die Zukunft investiert. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der Bio-LNG- und LCO₂-Großanlage in Güstrow werden vier weitere Eigenbetriebsanlagen zu Gasaufbereitungsstandorten mit integrierter CO₂-Verflüssigung umgebaut. Zwei dieser Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro wurden bereits im ersten Quartal 2025 fertiggestellt.
CFO Jörg Fischer betont die langfristige Perspektive: „Wir haben die Phase hoher Ertragskraft genutzt, um durch den Eintritt in neue Märkte und Geschäftsfelder sowie durch gezielte Investitionen eine starke Basis für die künftige Entwicklung unserer Gruppe zu schaffen.“ Diese Investitionen dürften mittelfristig für stabilere Erträge sorgen, auch wenn sie kurzfristig die Liquidität belasten. Die liquiden Mittel verringerten sich im Geschäftsjahr 2024 auf 26,6 Millionen Euro (31.12.2023: 85,3 Millionen Euro).
EnviTec zwischen politischen Unwägbarkeiten
Bemerkenswert ist die ambivalente Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen. In Deutschland wurden mit dem im Januar 2025 verabschiedeten Biomassepaket sowie den klaren Bekenntnissen zur Bioenergie im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung positive Signale gesetzt. In wichtigen Auslandsmärkten wie den USA herrscht dagegen erhebliche regulatorische Unsicherheit, was zu spürbarer Investitionszurückhaltung führt.
Dies schlägt sich deutlich im Auftragsbestand im Anlagenbau nieder, der von 208,0 Millionen Euro Ende 2023 auf 129,0 Millionen Euro Ende 2024 sank – ein alarmierender Rückgang von fast 38 Prozent. In diesem Segment ging der Umsatz um 27,6 Prozent auf 95,6 Millionen Euro zurück.
CEO Olaf von Lehmden sieht dennoch Chancen: „Wir sehen weiterhin eine Vielzahl von Chancen für unser Unternehmen, vor allem in den Einsatzfeldern von Biomethan.“ Er mahnt jedoch verlässliche und technologieoffene Rahmenbedingungen an, damit die Dekarbonisierung nicht durch geopolitische Spannungen oder nachlassendes politisches Engagement an Dynamik verliert.
Schwache Prognose
Für 2025 prognostiziert EnviTec eine Gesamtleistung von 330 bis 370 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 25 bis 35 Millionen Euro. Dies würde einen weiteren Ergebnisrückgang bedeuten, der laut Unternehmen vor allem auf Einmaleffekte im Bereich Energy zurückzuführen ist, die 2025 nicht mehr zum Tragen kommen werden.
Die vorgeschlagene Dividende von 0,50 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2024 liegt deutlich unter der Vorjahresdividende – ein weiteres Zeichen für die Normalisierung nach den außergewöhnlichen Vorjahren. Für Anleger stellt sich die Frage, ob EnviTec in den kommenden Jahren wieder an die alte Ertragsstärke anknüpfen kann oder ob die aktuellen Zahlen die neue Normalität darstellen.