Ein überraschendes Übernahmeangebot sorgt für Bewegung in der Aktie der H&R GmbH & Co. KGaA (DE000A2E4T77). Die neu gegründete H&R Holding GmbH hat am Freitag angekündigt, den Aktionären ein freiwilliges öffentliches Erwerbsangebot zu unterbreiten. Der Preis von 5,00 Euro je Aktie enthält eine stattliche Prämie von über 31 Prozent gegenüber dem letzten Schlusskurs. Was steckt hinter diesem Angebot und wie sollten Anleger reagieren?
Bestehende Großaktionäre hinter dem Angebot
Das Übernahmeangebot kommt nicht von externen Investoren, sondern von den bestehenden Kontrolleignern. Hinter der als Bieterin auftretenden H&R Holding GmbH steht der beherrschende Gesellschafter Nils Hansen, der bereits heute Kontrolle über die Zielgesellschaft ausübt. Ihm werden bereits mehr als 30 Prozent der Stimmrechte zugerechnet. Zudem hat die Bieterin eine Einbringungsvereinbarung mit Gesellschaften von Wilhelm Scholten abgeschlossen, die weitere 6,06 Prozent der Aktien halten.
Besonders interessant: Das Angebot unterliegt einer Mindestannahmeschwelle von 85 Prozent. Da Herr Hansen bereits 61,45 Prozent der Aktien hält oder kontrolliert und Herr Scholten weitere 6,06 Prozent, müssten für den Erfolg des Angebots noch etwa 17,5 Prozent der ausstehenden Aktien angedient werden.
Strategische Neuausrichtung bei H&R?
Die Frage, die sich Anleger stellen, ist natürlich: Welche Ziele verfolgen die Großaktionäre mit dieser Transaktion? Im Gegensatz zu vielen anderen Übernahmeangeboten geht es hier nicht um die Erlangung der Kontrolle – diese liegt bereits bei Herrn Hansen. Vielmehr könnte der Schritt darauf abzielen, die Aktionärsstruktur zu vereinfachen und möglicherweise auch die Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhöhen.
H&R ist als Spezialist für chemisch-pharmazeutische Rohstoffe bekannt und bietet Produkte auf Basis von Rohöl an, darunter Weißöle, Wachse und Paraffine. Die Branche ist von zahlreichen Herausforderungen geprägt, darunter volatile Rohstoffpreise und der Transformationsdruck durch die Energiewende. Eine stärker konzentrierte Eigentümerstruktur könnte dem Unternehmen helfen, strategische Entscheidungen schneller und konsequenter umzusetzen.
Die Bieterin selbst hält sich in der Mitteilung zum Übernahmeangebot mit Aussagen zu den strategischen Zielen zurück. Es wird lediglich betont, dass das Angebot voraussichtlich im dritten Quartal 2025 abgewickelt werden soll und eine von der ordentlichen Hauptversammlung am 27. Mai 2025 zu beschließende Dividende für das Geschäftsjahr 2024 den Aktionären vor der Abwicklung des Erwerbsangebots ausgezahlt wird.
Die vollständige Angebotsunterlage wird nach Gestattung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf der Internetseite chem-offer.com veröffentlicht. Erst dann werden auch weitere Details zu den Bedingungen des Angebots bekannt.
Annehmen oder Ablehnen?
Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob sie das Angebot annehmen oder ihre Aktien behalten sollten. Die gebotene Prämie von über 31 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag und sogar 32,79 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten sechs Monate erscheint auf den ersten Blick attraktiv. Andererseits könnte eine höhere Konzentration des Aktienbesitzes langfristig auch zu einer geringeren Liquidität der Aktie führen.
Aktionäre sollten die kommende Angebotsunterlage genau studieren und auch die Entwicklung der nächsten Wochen aufmerksam verfolgen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Für spekulativ orientierte Anleger könnte die Aktie kurzfristig interessant sein, da sie nun nahe am Angebotspreis handelt.