Überraschung bei Nagarro (DE000A3H2200): Der IT-Dienstleister aus München muss die Veröffentlichung seiner Jahreszahlen und des Geschäftsberichts für 2024 verschieben. Die vorläufigen Ergebnisse werden nun am 29. April, der geprüfte Jahresabschluss erst am 15. Mai präsentiert. Was steckt dahinter?
Komplexe Umsatzrealisierung als Stolperstein
Die Verzögerung resultiert laut Unternehmensmitteilung aus der Notwendigkeit, „die Vorbereitung und den Prüfungsprozess für den Jahresabschluss und den Lagebericht zusammen mit dem neuen Abschlussprüfer abzuschließen“. Konkret geht es um „komplexe Sachverhalte der Umsatzrealisierung im Hinblick auf die periodengerechte Abgrenzung von Umsatzerlösen“ – also schlicht gesagt: wann genau Umsätze bilanziert werden dürfen.
Wichtig zu betonen: Es handelt sich ausschließlich um eine zeitliche Verschiebung, nicht um inhaltliche Probleme. Dennoch könnte die Verzögerung weitreichende Konsequenzen haben: Nagarro rechnet selbst mit einem „temporären Ausschluss der Nagarro SE-Aktie aus den Indizes TecDAX und SDAX der Deutschen Börse AG“.
Prognose und Dividende stehen
Trotz der Verzögerung bleibt Nagarro bei seiner Prognose für 2024 und bestätigt die Absicht, eine Dividende zwischen 10 und 20 Prozent des EBIT an die Aktionäre auszuschütten. Die Hauptversammlung wurde auf den 30. Juni 2025 verschoben.
Als weiteren Hintergrund nennt das Unternehmen eine Änderung beim bilanziellen Ansatz für Kaufpreisallokationen von Akquisitionen und die Behandlung von Earn-Out-Verbindlichkeiten. Diese technische Anpassung führt zu einer Verringerung des Geschäfts- oder Firmenwerts, einer Erhöhung der sonstigen immateriellen Vermögenswerte und einer Verringerung der Verbindlichkeiten. Die Auswirkungen betreffen die Gewinn- und Verlustrechnung für 2023, ändern jedoch nichts am bereinigten EBITDA des Vorjahres.
Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie schwerwiegend die Verschiebung tatsächlich ist. Während ein temporärer Index-Ausschluss kurzfristig Kursdruck erzeugen könnte, dürfte bei unveränderten Geschäftsaussichten der langfristige Einfluss begrenzt bleiben. Dennoch: Transparenz und Verlässlichkeit in der Finanzberichterstattung zählen zu den Grundpfeilern des Vertrauens – und gerade hier hat Nagarro nun einen kleinen Kratzer abbekommen.