Das Podcast-Interview mit dem Vorstandschef von 123 Fahrschule, Boris Polenske, behandelt die positive Geschäftsentwicklung des Unternehmens im dritten Quartal mit einem Rekordumsatz von 5,7 Millionen Euro und einem Umsatzzuwachs von 8%. Ein zentrales Thema ist die bevorstehende Revolutionierung der Fahrschulausbildung ab 2026, die durch eine Novelle ermöglicht wird und Kostensenkungen durch den verstärkten Einsatz von Simulatoren verspricht. Polenske erläutert die Strategie 2027, die Expansion auf 70 Filialen und die Verbesserung der Simulatorsoftware beinhaltet, um den wachsenden Fahrlehrermangel zu kompensieren und die Profitabilität zu steigern. Die geplante Wandelanleihe soll die Softwareentwicklung finanzieren.
Transkript:
NWW: Unternehmen, Kurse, Meinungen – Nebenwertewelt, der Podcast. Hallo und herzlich willkommen bei Nebenwertewelt, der Podcast. Schön, dass Sie wieder dabei sind. Heute geht es um ein Thema, das viele von uns vielleicht nicht direkt betrifft, aber ganz sicher unsere Kinder – und vielleicht schon die nächste Generation. Ab 2026 soll in Deutschland die Fahrschulausbildung revolutioniert werden. Wie der Branchenführer angekündigt hat, könnte es auch deutlich günstiger werden. Der Branchenführer ist 123 Fahrschule, und ich freue mich, heute mit dem Vorstandsvorsitzenden Boris Polenske sprechen zu können. Herzlich willkommen!
Boris Polenske: Ja, einen wunderschönen guten Morgen.
NWW: Sie hatten ja eine sehr intensive Woche. Wir wollen heute die wichtigsten Themen besprechen und natürlich auch über die Zukunft von 123 Fahrschule sprechen. Lassen Sie uns direkt mit dem Quartalsbericht zum dritten Quartal starten. Sie haben einen Rekordumsatz von 5,7 Millionen Euro gemeldet und einen Umsatzzuwachs von 8 % in den ersten neun Monaten. Wo kam das Wachstum her, und wie sieht es mit der Profitabilität aus?
Boris Polenske: Das Wachstum kommt organisch aus den operativen Gesellschaften. Wir sind sowohl in der Fahrschulausbildung als auch an einzelnen Standorten gewachsen. Zusätzlich spielt die allgemeine Preisentwicklung beim Führerschein eine Rolle. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Bereichen. In den letzten 12 Monaten haben wir keine großen Standorterweiterungen vorgenommen. Das steht erst für 2025 wieder auf der Agenda.
NWW: Vor einigen Wochen wurde die Novelle der Fahrschulausbildung ein großes Thema, das wir auch schon in unserem letzten Gespräch angesprochen haben. Jetzt hat das Bundesverkehrsministerium die Novelle auf den Weg gebracht. Was bedeutet das geschäftlich für Sie?
Boris Polenske: Diese Novelle ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir erwarten, dass Simulatoren für die Schaltkompetenz zugelassen werden. Das würde uns ermöglichen, komplett auf Schaltfahrzeuge zu verzichten. Dadurch könnten wir unsere Flotte um etwa 20–25 % reduzieren, was Einsparungen von rund 400.000 Euro bedeutet. Das kommt allerdings erst 2026. Gleichzeitig ist das Thema Online-Theorie ein großer Vorteil. Durch den massiven Fahrlehrermangel, der sich weiter verschärfen wird, helfen uns diese Maßnahmen, uns digitaler aufzustellen und die Personalkosten zu senken.
NWW: Sie haben auch einen Simulatorhersteller übernommen. Gibt es Pläne für den internationalen Markt?
Boris Polenske: Wir haben das Produkt in unsere Systeme integriert. Die Software wurde überarbeitet und in unser IT-Backend eingebunden. Wir warten jetzt auf die finalen gesetzlichen Vorgaben in Deutschland. Was das Ausland betrifft, haben wir mehrere Anfragen, konzentrieren uns aber aktuell auf den deutschen Markt. Trotzdem haben wir in der Vergangenheit Simulatoren nach Saudi-Arabien und Dubai geliefert und arbeiten an weiteren Projekten.
NWW: Wie sieht es mit politischen Risiken für die Novelle aus, insbesondere in der aktuellen politischen Lage?
Boris Polenske: Die Novelle ist eine Verordnung und muss nur den Bundesrat passieren, nicht den Bundestag. Der amtierende Verkehrsminister muss die Verordnung noch unterschreiben. Solange er im Amt bleibt, sollte das möglich sein. Sollten Neuwahlen kommen, könnte es jedoch Verzögerungen geben. Inhaltlich erwarten wir keine Änderungen, aber zeitlich könnte es schwierig werden. Wir hoffen, dass die Unterschrift dieses Jahr noch erfolgt.
NWW: Anfang der Woche hatten Sie eine Aufsichtsratssitzung, bei der die Strategie 2027 verabschiedet wurde. Was sind die zentralen Punkte?
Boris Polenske: Wir planen, die Filialanzahl auf 70 zu erhöhen und 20 neue Standorte in Städten wie Berlin, Hamburg und Köln zu eröffnen. Zusätzlich wollen wir ein Drittel der Praxisausbildung auf Simulatoren verlagern, um den Fahrlehrermangel zu kompensieren und die Personalkosten zu senken. Unsere Software wird weiterentwickelt, um die Effizienz zu steigern. Ziel ist es, unsere Marktführerschaft bei Simulatoren auszubauen und ein Franchise-Modell für kleinere Städte einzuführen, in denen wir nicht direkt tätig sein möchten.
NWW: Sie haben eine Wandelanleihe angekündigt. Gibt es dazu schon Details?
Boris Polenske: Wir sprechen derzeit mit potenziellen Investoren und bereiten ein Basisinformationsblatt vor. Ziel ist es, die Anleihe noch in diesem Jahr zu platzieren. Wir planen, Mitte nächster Woche erste Konditionen bekannt zu geben, aber final entschieden ist noch nichts.
NWW: Zum Abschluss: Wie sehen Ihre Ziele für das Gesamtjahr aus, und gibt es schon Pläne für 2025?
Boris Polenske: Der Planungsprozess für 2025 läuft auf Hochtouren. Insgesamt liegen wir im Plan, hätten uns aber im Bereich der LKW-Ausbildung etwas mehr Umsatz erhofft. Im Privatkundengeschäft und bei der Fahrlehrerausbildung sind wir jedoch gut aufgestellt. Dieses Jahr gab es einige Sondereffekte, aber wir sehen positive Entwicklungen, insbesondere beim Cashflow. 2025 wird spannend und arbeitsreich, da wir viele Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umsetzen werden.
NWW: Vielen Dank, Herr Polenske, für das Gespräch. Wir sind gespannt auf die Entwicklungen und wünschen Ihnen viel Erfolg!
Boris Polenske: Vielen Dank, bis dann!
NWW: Das war es für heute. Vielen Dank fürs Zuhören, und bis zum nächsten Mal!