Ein strategisch kluger Schachzug oder bloße Wachstumsfantasie? Die The Platform Group AG (DE000A2QEFA1) greift nach dem boomenden Markt für Secondhand-Luxusgüter und übernimmt mehrheitlich die französische Plattform Joli Closet. Der Düsseldorfer Software-Spezialist erwirbt 50,1 Prozent der Gesellschaftsanteile des Pariser Unternehmens, das sich auf den Online-Handel mit gebrauchten Luxuswaren spezialisiert hat.
The Platform Group: Milliardenmarkt Vintage-Luxus im Visier
Die 2015 gegründete Plattform Joli Closet hat sich einen Namen im boomenden Markt für Second-Hand-Luxus gemacht – ein Segment, dessen weltweites Volumen laut Unternehmensangaben bei über 40 Milliarden Euro liegt. Mit mehr als 220.000 gelisteten Produkten und einem beachtlichen Durchschnittswarenkorb von 750 Euro positioniert sich das Unternehmen im Premium-Segment. Besonders begehrt sind dabei Louis Vuitton, Hermès, Chanel, Rolex, Gucci und Prada.
Was das Konzept besonders interessant macht: In Paris sorgen eigene Mitarbeiter für die Qualitäts- und Echtheitskontrolle – ein entscheidender Vertrauensfaktor in einem Markt, in dem Fälschungen ein erhebliches Problem darstellen. Mehrere tausend Händler nutzen die Plattform bereits, um ihre hochwertigen Gebrauchtwaren zu verkaufen. Diese Expertise könnte für die Integration in das bestehende Portfolio der The Platform Group von unschätzbarem Wert sein.
Synergien mit bestehenden Luxusplattformen
Mit der Übernahme schlägt The Platform Group mehrere Fliegen mit einer Klappe: Das Unternehmen erschließt sich einen wachstumsstarken Markt und kann gleichzeitig Synergien mit seinen bestehenden Luxus-Plattformen fashionette, Winkelstraat, Chronext und Brandfield schaffen. Besonders der Vintage-Bereich soll dadurch erheblich gestärkt werden. Die Verknüpfung der Plattformen könnte zu Cross-Selling-Effekten führen und die Marktposition im Luxussegment festigen.
Nachhaltigkeitstrend als Wachstumstreiber
Die Übernahme passt zur bisherigen Strategie der The Platform Group, die mittlerweile in 26 Branchen aktiv ist und über 18 Standorte in Europa verfügt. Im Jahr 2024 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 525 Millionen Euro bei einem bereinigten EBITDA von 33 Millionen Euro.
Ob sich die Übernahme rechnen wird, hängt maßgeblich davon ab, wie erfolgreich die Integration der Plattform in das bestehende Portfolio verläuft und ob die Expansion in weitere Länder und Verticals gelingt. Der Markt für Second-Hand-Luxus wächst jedenfalls rasant – nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Nachhaltigkeitsbewusstseins der Konsumenten. Die The Platform Group hat sich damit einen potenziell lukrativen Zukunftsmarkt gesichert.