Der Berliner Frankiermaschinenhersteller Francotyp-Postalia Holding AG (DE000FPH9000) präsentiert für 2024 ein gemischtes Zahlenwerk: Während Umsatz und EBITDA wie erwartet rückläufig waren, legten Konzerngewinn und Free Cashflow dank Einmaleffekten deutlich zu. Die spannende Frage für Anleger: Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Francotyp-Postalia im Transformationsprozess
Der Konzernumsatz sank im Geschäftsjahr 2024 um 3,6 Prozent auf 169,3 Millionen Euro (Vorjahr: 175,6 Millionen Euro). Auch das EBITDA ging zurück und erreichte 25,3 Millionen Euro nach 27,6 Millionen Euro im Vorjahr. Dennoch: Der Konzerngewinn stieg um beachtliche 40,4 Prozent auf 14,6 Millionen Euro (Vorjahr: 10,4 Millionen Euro).
Haupttreiber dieser überraschenden Gewinnsteigerung ist der Verkauf der Tochtergesellschaft freesort GmbH, der einen Veräußerungsgewinn von 3,9 Millionen Euro in die Kassen spülte. Der Free Cashflow schoss regelrecht in die Höhe – auf 24,2 Millionen Euro nach 9,1 Millionen Euro im Vorjahr, was einer Steigerung um satte 166 Prozent entspricht.
Die Zahlen spiegeln die Transformation wider, in der sich der Traditionshersteller für Frankiermaschinen befindet. Im Kerngeschäft Mailing & Shipping Solutions sank der Umsatz um 3,6 Prozent auf 141,8 Millionen Euro – ein Bereich, der vom strukturellen Rückgang des Briefvolumens betroffen ist. Auch der Geschäftsbereich Digital Business Solutions verzeichnete mit 27,4 Millionen Euro einen leichten Umsatzrückgang um 2,4 Prozent.
Digitale Hoffnungsträger in schwierigem Umfeld
Ein Lichtblick sind die SaaS-basierten Lösungen, die ein Wachstum von 13,2 Prozent auf 9,6 Millionen Euro verzeichneten. Hier könnte der Schlüssel zur zukünftigen Entwicklung liegen. Denn das klassische Briefgeschäft wird weiter unter Druck bleiben, während die Digitalisierung von Geschäftsprozessen an Bedeutung gewinnt.
Für das Geschäftsjahr 2025 bleibt das Management vorsichtig und erwartet einen Umsatz zwischen 165 und 175 Millionen Euro sowie ein EBITDA zwischen 20 und 27 Millionen Euro. Die Prognose steht allerdings unter dem Vorbehalt erheblicher Unsicherheiten – insbesondere durch die zollpolitischen Maßnahmen der neuen US-Regierung, die zu „gravierenden Verwerfungen der Weltwirtschaft führen“ könnten und deren Auswirkungen auf den für FP wichtigen US-Markt schwer abzuschätzen sind.
Die kritische Frage für Anleger lautet: Kann Francotyp-Postalia den Übergang vom klassischen Frankiermaschinenhersteller zum modernen Anbieter digitaler Geschäftslösungen erfolgreich meistern? Die positiven Wachstumsraten im SaaS-Bereich machen Hoffnung. Doch der Weg ist steinig, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd. Die Transformation ist in vollem Gange – aber noch nicht abgeschlossen.