Das Biotech-Unternehmen 4SC AG (ISIN: DE000A3E5C40) aus Planegg-Martinsried steht an einem kritischen Wendepunkt. Nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde EMA im Mai die Zulassung für das Krebsmedikament Resminostat abgelehnt hat, muss das Unternehmen seine gesamte Strategie überdenken. Die Quartalsmitteilung zum 30. September offenbart das Ausmaß der Herausforderungen.
Finanzsituation verschärft sich kontinuierlich
Zum Stichtag verfügte die 4SC über liquide Mittel von 4,7 Millionen Euro, nach 8,3 Millionen zum Jahresbeginn. Der durchschnittliche monatliche Mittelabfluss belief sich in den ersten neun Monaten auf 397.000 Euro und liegt damit unter der prognostizierten Bandbreite von 400.000 bis 700.000 Euro. Der Vorstand rechnet mit zwei Szenarien: Entweder gelingt die Kapitalerhöhung und verschafft Luft bis Ende 2026, um ein neues Geschäftsfeld zu finden. Oder die Mittel reichen für eine ordnungsgemäße Liquidation bis Ende des ersten Quartals 2027.
Hauptversammlung beschließt drastischen Kurswechsel
Im September stimmten die Aktionäre für einen radikalen Neustart. Der Beschluss sieht eine Kapitalherabsetzung auf null Euro vor, was zum Delisting führen würde. Gleichzeitig ist eine Barkapitalerhöhung auf 2,7 Millionen Euro geplant. Bestehende Aktionäre erhalten neue Anteile im Verhältnis vier zu eins für einen Euro pro Aktie plus maximal fünf Prozent Aufschlag. Die beiden Hauptaktionäre haben verbindliche Zeichnungszusagen über den vollen Betrag abgegeben.
4SC ohne operatives Geschäft
Nach der Einstellung aller Bemühungen zur Entwicklung von Resminostat verfügt die 4SC über kein eigenes operatives Geschäft mehr. Das Unternehmen entwickelt keine Medikamentenprogramme und besitzt nicht die erforderlichen Ressourcen dafür. Mit nur noch 13 Mitarbeitern ist die Organisation auf ein Minimum geschrumpft. Die Zusammenarbeit mit Yakult Honsha wurde beendet.
Ein Lichtblick zeigt sich bei Lizenzaktivitäten: Eine im September unterzeichnete Änderung der Lizenzvereinbarung mit Vuja De Sciences soll zusätzliche Kapitalzuflüsse von rund 2,5 Millionen Euro einbringen.
Risiken überwiegen deutlich
Der Vorstand macht keinen Hehl aus den massiven Risiken. Die Umsetzung der Kapitalmaßnahmen steht unter dem Vorbehalt einer verbindlichen Auskunft der Finanzbehörden bezüglich der Verlustvorträge. Zudem können Aktionäre gegen die Beschlüsse Rechtsmittel einlegen, was zu Verzögerungen führen könnte. Selbst bei Erfolg der Kapitalerhöhung dient das neue Kapital nur der Finanzierung laufender Kosten, nicht für Investitionen.
Der Vorstand stellt klar: Im Liquidationsfall kann die 4SC bestenfalls einen Teil der nachrangigen Gesellschafterdarlehen zurückzahlen, ohne Liquidationsüberschuss für Aktionäre. Die Aktien haben derzeit keinen inneren Wert mehr.







