Die Marinomed Biotech AG (ISIN: ATMARINOMED6) hat nach der Insolvenz im August 2024 eine bemerkenswerte Transformation vollzogen. Das Analystenhaus GBC AG hat sein Kursziel für die Aktie nun deutlich auf 51,00 Euro angehoben nach zuvor 42,00 Euro. Das entspricht einem Kurspotenzial von über 150 Prozent zum aktuellen Kurs von 20,00 Euro. Die Experten von GBC bekräftigen ihre Kaufempfehlung und sehen das Unternehmen auf einem erfolgversprechenden Wachstumspfad.
Das Biotech-Unternehmen hat sich erfolgreich neu aufgestellt und fokussiert sich nun vollständig auf die innovative Marinosolv-Plattform. Der Verkauf des Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals brachte eine sofortige Zahlung von fünf Millionen Euro. Zusätzliche Zahlungen von bis zu 15 Millionen Euro sind durch Earn-out-Mechanismen möglich. Die Europäische Investitionsbank unterstützte die Sanierung durch einen weitgehenden Forderungsverzicht und gleichzeitige Investition in das Unternehmen. Im ersten Halbjahr 2025 konnte Marinomed bereits erste Erfolge vorweisen und die finanzielle Basis deutlich verbessern.
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Starkes Halbjahresergebnis durch Sondereffekte
Das erste Halbjahr 2025 war von Sondereffekten geprägt. Der Umsatz erreichte 7,18 Millionen Euro nach 2,42 Millionen Euro im Vorjahr. Das EBITDA belief sich auf 23,16 Millionen Euro und war maßgeblich durch einen nicht cashwirksamen Sanierungsgewinn von 18,9 Millionen Euro beeinflusst. Hinzu kam die Upfront-Zahlung von fünf Millionen Euro aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts. Das Nettoergebnis lag bei 20,72 Millionen Euro nach minus 3,81 Millionen Euro im Vorjahr. Die Bilanz hat sich deutlich verbessert. Die Nettofinanzverschuldung sank auf 9,23 Millionen Euro nach 26,52 Millionen Euro Ende 2024.
Marinosolv-Technologie im Fokus
Die Marinosolv-Plattform ist eine patentierte Technologie zur verbesserten Löslichkeit schwer wasserlöslicher Wirkstoffe. Dies erhöht die Bioverfügbarkeit und ermöglicht eine schnellere Wirkung. Hauptprodukte sind Budesolv, ein innovatives Nasenspray für Allergien mit bis zu 85 Prozent geringerer Dosierung, und Tacrosolv, eine neue Augentropfenformulierung für entzündliche Augenerkrankungen. Ein zentraler Schritt war die im ersten Halbjahr 2025 unterzeichnete Budesolv-Partnerschaft in der Schweiz. Der Partner erhielt exklusive Vermarktungsrechte. Marinomed behält jedoch die Rechte außerhalb des Gebiets. Der Geschäftsbereich Solv4U bietet Pharmaunternehmen Zugang zur Marinosolv-Technologie für deren eigene Wirkstoffe.
Wachstumsprognosen erhöht
Das Research-Team hat seine Prognosen deutlich angehoben. Für 2025 erwarten die Experten nun einen Umsatz von 8,50 Millionen Euro nach zuvor 3,50 Millionen Euro. Dabei werden die Zahlungen aus der Carragelose-Veräußerung nun als Umsatzerlöse erfasst. Für 2026 rechnet GBC mit Umsätzen von 10,13 Millionen Euro und für 2027 mit 12,20 Millionen Euro. Das EBITDA soll ab 2026 durch das operative Geschäft getragen werden und bei 3,20 Millionen Euro liegen. Bis 2027 wird ein weiterer Anstieg auf 4,70 Millionen Euro erwartet. Das Unternehmen plant zudem eine Barkapitalerhöhung von 1,10 Millionen Euro sowie die Ausgabe einer besicherten Wandelschuldverschreibung über 2,50 Millionen Euro.
Analysten sehen attraktive Bewertung
Die Finanzexperten von GBC bewerten Marinomed mittels eines dreistufigen DCF-Modells. Sie unterstellen dabei für die Jahre 2028 bis 2032 ein Umsatzwachstum von 25 Prozent pro Jahr. Als Ziel-EBITDA-Marge setzen die Experten 50 Prozent an, was die hohe Skalierbarkeit des asset-light Geschäftsmodells widerspiegelt. Die Eigenkapitalkosten liegen bei 11,34 Prozent. Für die ewige Rente unterstellen die GBC-Analysten eine Wachstumsrate von zwei Prozent. Der faire Wert des Unternehmens errechnet sich mit 93,84 Millionen Euro. Bei 1,84 Millionen ausstehenden Aktien ergibt sich daraus der faire Wert von 51,00 Euro je Aktie.
Besonders betonen die Verfasser der Studie die Qualität des neuen Geschäftsmodells. Die servicebasierte Erlöslogik mit wiederkehrenden Einnahmen aus Transition-Services für Unither sowie wachsende Projekte auf der Solv4U-Plattform bieten eine deutlich verlässlichere Umsatzbasis als das frühere produktbezogene Geschäft. Die geringe Materialintensität und die niedrige Abschreibungsbasis stützen zudem die Margenentwicklung. Die Abhängigkeit von volatilen Produktabrufen sinkt, während technologie- und lizenznahe Erlösströme zunehmen.
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Marktpotenzial wird als erheblich eingeschätzt
Das Analystenhaus hebt das erhebliche Marktpotenzial der Marinosolv-Produkte hervor. Der globale Allergiemarkt hat ein Volumen von rund 15 Milliarden US-Dollar. Für Budesolv und Tacrosolv sieht GBC ein Umsatzpotenzial von bis zu 200 Millionen Euro. Die bereits unterzeichnete Partnerschaft für Budesolv in der Schweiz zeigt, dass die Kommerzialisierung erste konkrete Schritte macht. Weitere geografische Ausdehnungen dürften folgen, sobald positive Referenzen aus bereits bedienten Märkten die Anbahnung in weiteren Territorien erleichtern.
Das Tacrosolv-Projekt für ophthalmologische Anwendungen gewinnt ebenfalls an Dynamik. Das Umfeld in der Augenheilkunde hat sich verbessert, was dem Produkt zusätzliche Aufmerksamkeit potenzieller Lizenzpartner bringt. Die Bewertungsexperten erwarten zwar keine großen binären Upfront-Zahlungen in der nahen Zukunft, sehen aber planbare und vertraglich definierte Zahlungsströme als realistisch an. Dies erhöht die Prognostizierbarkeit der Geschäftsentwicklung deutlich.
Transformation als Chance bewertet
Die Studienautoren würdigen die erfolgreiche Restrukturierung als entscheidenden Wendepunkt. Das negative Eigenkapital von minus 5,44 Millionen Euro zum 30. Juni 2025 hat sich zwar gegenüber minus 26,16 Millionen Euro Ende 2024 deutlich verbessert, bleibt aber eine Herausforderung. Eine insolvenzrechtliche Überschuldung liegt jedoch nicht vor. Tragend für die Fortführungsannahme sind die vertraglich gesicherten Zuflüsse aus der Carragelose-Veräußerung sowie die Monetarisierung der Marinosolv-Plattform. Die verschlankte Kostenstruktur nach der Sanierung wirkt sich positiv aus und ermöglicht es dem Unternehmen, auch mit geringeren Umsätzen profitabel zu arbeiten.
Die Experten sehen die geplanten Kapitalmaßnahmen als wichtigen Schritt zur weiteren Stabilisierung der Bilanz. Mit der Barkapitalerhöhung und der Wandelschuldverschreibung sollen zusätzlich 3,60 Millionen Euro eingeworben werden. Dies verschafft dem Unternehmen zusätzlichen finanziellen Spielraum für die Weiterentwicklung der Produkte und die Erschließung neuer Märkte. Das Risiko-Rendite-Profil wird von GBC trotz der noch bestehenden Herausforderungen als attraktiv eingeschätzt.







