Die Schweizer Online-Apotheke legt einen Gang zu. DocMorris (CH0042615283) hat in den ersten neun Monaten kräftig zugelegt und das Tempo im dritten Quartal nochmals erhöht. Besonders das verschreibungspflichtige Geschäft läuft wie geschmiert – ein ermutigendes Signal für die chronisch defizitäre Versandapotheke. Die Kundenzahl stieg von 10,3 auf 10,6 Millionen aktive Nutzer, während der Gesamtumsatz um knapp zehn Prozent auf 854 Millionen Franken kletterte. Das zeigt, dass die Strategie der Frauenfelder allmählich greift und die Investitionen der vergangenen Jahre Früchte tragen.
Rezeptgeschäft als Wachstumstreiber
Noch beeindruckender entwickelte sich das Rx-Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten: ein Plus von 38 Prozent in den ersten neun Monaten. Vom zweiten zum dritten Quartal beschleunigte sich das Wachstum sogar auf 9,2 Prozent – ein Zeichen dafür, dass die Strategie greift und Patienten zunehmend auf die digitale Versorgung setzen. Das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten gilt als besonders lukrativ, weil die Margen höher sind als im frei verkäuflichen Segment. Allerdings ist dieses Geschäft auch regulatorisch anspruchsvoller und erfordert aufwendige Prozesse bei der Rezeptabwicklung. DocMorris hat hier offenbar seine Hausaufgaben gemacht und profitiert nun vom wachsenden Vertrauen der Kunden.
Breite Aufstellung zahlt sich aus
Aber DocMorris verlässt sich nicht allein aufs Kerngeschäft. Die Telemedizin-Tochter TeleClinic wuchs um sagenhafte 140 Prozent und steuert mittlerweile über 17 Millionen Franken zum Umsatz bei. Auch Retail Media und der Marktplatz legten zweistellig zu. Diese Serviceplattformen tragen überproportional zur Profitabilität bei – ein Hoffnungsschimmer für das noch immer defizitäre Unternehmen.
Das TIME Magazine zeichnete TeleClinic kürzlich als eine der führenden Health-Tech-Firmen weltweit aus. Im Oktober startete zudem der vollständige Rollout des KI-basierten Gesundheitsbegleiters. Alle App-Nutzer können nun auf den digitalen Assistenten zugreifen, der auf künstlicher Intelligenz basiert. DocMorris unterstreicht die strategische Bedeutung organisatorisch: David Masó übernimmt als Chief AI Health Officer die Verantwortung.
Profitabilität rückt näher
Zudem holt man mit Andrea Skersies eine erfahrene E-Commerce-Frau ins Boot, die alle Vertriebsaktivitäten bündeln soll. Die langjährige Zooplus-Managerin kennt das Online-Geschäft aus dem Effeff. Gleichzeitig wird eine Managementebene abgebaut und die Organisation verschlankt, um Kosten zu sparen. Chef Walter Hess gibt sich zuversichtlich und betont, man sei auf Kurs, die Jahresziele 2025 zu erreichen.
Der EBITDA-Breakeven soll 2026 kommen, schwarze Zahlen beim freien Cashflow 2027. Finanzchef Daniel Wüest ergänzt, man konzentriere sich auf nachhaltiges und profitables Wachstum. Anleger dürften das mit gemischten Gefühlen aufnehmen – schließlich wurde der Weg zur Profitabilität schon mehrfach verschoben. Doch die aktuellen Zahlen machen Mut, dass es diesmal klappen könnte, zumal das traditionell starke vierte Quartal noch bevorsteht.







