Die Martinsrieder machen mobil. Formycon (DE000A1EWVY8) hat für sein Augenmedikament FYB203 gleich zwei neue Vertriebspartner an Land gezogen. Actor Pharmaceuticals übernimmt die Vermarktung in Australien, Megalabs kümmert sich um Lateinamerika. Das Biosimilar zum Blockbuster Eylea könnte damit weltweit für Furore sorgen. Die Expansion zeigt, dass Formycon seine Strategie konsequent umsetzt und neue Märkte erschließt. Dabei setzt das Unternehmen auf erfahrene Regionalpartner, die ihre Märkte genau kennen und über etablierte Vertriebsstrukturen verfügen.
Cleveres Geschäftsmodell sichert mehrfache Erlöse
Die genauen Konditionen bleiben zwar unter Verschluss, doch Formycon profitiert gleich mehrfach von den Deals. Das Unternehmen erhält nicht nur prozentuale Beteiligungen an den Nettoerlösen im mittleren einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich, sondern koordiniert auch die gesamte Lieferkette und kassiert dafür zusätzliche Servicezahlungen. Dazu kommt eine volumenabhängige Gewinnbeteiligung für die Marktversorgung.
Ein cleveres Geschäftsmodell also, das die Wertschöpfung weitgehend im eigenen Haus behält und mehrere Einnahmequellen aus einem Produkt generiert. Die Lizenznehmer Klinge erhält zunächst Vorauszahlungen und Meilensteinzahlungen, bevor später die umsatzabhängigen Erlöse fließen.
Wachsender Bedarf an bezahlbaren Therapien
Nicola Mikulcik, Geschäftsentwicklerin bei Formycon, hebt die medizinische Bedeutung hervor. Schwere Netzhauterkrankungen nehmen weltweit zu – nicht zuletzt wegen steigender Diabetesfälle und der demografischen Entwicklung. Mit Actor und Megalabs habe man Partner gefunden, die ihre Märkte genau kennen und über starke Vertriebsnetze verfügen. Actor hat sich in Australien und Neuseeland als etabliertes Pharmaunternehmen einen Namen gemacht. Megalabs wiederum ist mit 8.000 Mitarbeitern in 20 Ländern Amerikas präsent und verfügt über 18 eigene Produktionsstätten. Beide Partner bringen also die nötige Schlagkraft mit, um FYB203 erfolgreich zu vermarkten.
Zulassungshürden noch zu meistern
Doch ganz so einfach ist es nicht. In Australien läuft das Zulassungsverfahren bei der örtlichen Behörde noch. Für Lateinamerika werden die Anträge gerade vorbereitet. Und dann wären da noch die Patentstreitigkeiten mit dem Originalhersteller Regeneron. Formycon weist ausdrücklich darauf hin, dass der Markteintritt von Gerichtsverfahren oder möglichen Vergleichen abhängt. Mit Zulassungen in den USA, Europa und Großbritannien im Rücken steht Formycon dennoch gut da.
Die Biosimilar-Industrie boomt, der Markt könnte bis 2030 auf über 74 Milliarden Dollar anschwellen. Für die Martinsrieder eine Riesenchance – vorausgesetzt, die rechtlichen Hürden lassen sich nehmen und die neuen Partner liefern wie versprochen. Das Potenzial ist jedenfalls erheblich, denn in vielen Ländern sind Augenmedikamente für breite Bevölkerungsschichten noch unbezahlbar.







