Die Gespräche sind beendet, das Übernahmeangebot vom Tisch. Gerresheimer bleibt eigenständig und setzt auf die eigene Strategie. Doch war das die richtige Entscheidung?
Private Equity wollte zugreifen
Seit Anfang 2025 verhandelte Gerresheimer (DE000A0LD6E6) mit Private Equity Investoren über ein mögliches Übernahmeangebot. Solche Gespräche bleiben normalerweise vertraulich, bis ein Deal steht. Dass sie nun öffentlich beendet wurden, zeigt: Hier lagen die Vorstellungen weit auseinander.
CEO Dietmar Siemssen begründet den Abbruch diplomatisch. Eine Fortsetzung der Gespräche sei nicht im besten Interesse des Unternehmens und seiner Stakeholder. Übersetzt heißt das wohl: Das Angebot war zu niedrig oder die Pläne der Investoren passten nicht zur Unternehmensstrategie.
Fokus auf operative Exzellenz
Statt über Millionensummen zu verhandeln, will sich Gerresheimer nun auf das Kerngeschäft konzentrieren. Die Wachstumsaussichten sind durchaus positiv. Mittelfristig erwartet das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum von 6 bis 9 Prozent und eine bereinigte EBITDA-Marge von 23 bis 25 Prozent.
Diese Zahlen sind solide, aber nicht spektakulär. Der Pharmaverpackungsmarkt wächst stetig, getrieben von der alternden Gesellschaft und neuen Therapien. Besonders Biopharmazeutika und High Value Solutions bieten Potenzial. Hier ist Gerresheimer gut positioniert.
Bormioli-Integration läuft
Die Akquisition von Bormioli Pharma hat das Portfolio erweitert und neue Möglichkeiten der Systemintegration geschaffen. Das kombinierte Unternehmen verfügt nun über eine starke Moulded-Glass-Einheit mit diversifiziertem Produktportfolio.
Gerresheimer prüft strategische Optionen für diesen Bereich. Die Ergebnisse will das Management auf einem Capital Market Day am 15. Oktober vorstellen. Auch eine neue Segmentierung soll mehr Transparenz schaffen. Das klingt nach gründlicher Hausarbeit.
Aktionäre müssen warten
Für die Aktionäre ist das Ende der Übernahmegespräche zunächst enttäuschend. Sie müssen nun darauf setzen, dass das Management die versprochenen Wachstumsziele erreicht. Das kann dauern und ist mit Risiken verbunden.
Andererseits bleibt Gerresheimer so flexibel für eigene strategische Entscheidungen. Private Equity Investoren hätten vermutlich auf schnelle Renditen gedrängt. Das kann dem langfristigen Unternehmenswert schaden.
Fazit: Richtige Entscheidung zur falschen Zeit?
Gerresheimer hat sich gegen einen schnellen Exit entschieden. Das Unternehmen setzt auf organisches Wachstum und strategische Weiterentwicklung. Diese Strategie ist nachvollziehbar, braucht aber Zeit.
Die Aktie dürfte zunächst unter dem geplatzten Deal leiden. Mittelfristig könnte sich die Entscheidung aber auszahlen, wenn das Management die Wachstumsziele erreicht. Der Oktober-Termin wird zeigen, ob Gerresheimer einen überzeugenden Plan hat.







