Die Kontron AG (AT0000A0E9W5) hat einen überraschenden Deal verkündet. Das österreichische IoT-Unternehmen verkauft 96 Prozent seiner Tochter JUMPtec an congatec und kassiert dabei über 100 Millionen Euro. Gleichzeitig soll das EBITDA im zweiten Quartal um 50 bis 70 Millionen Euro steigen. Auf den ersten Blick ein glänzendes Geschäft. Doch warum trennt sich Kontron ausgerechnet jetzt von einem profitablen Geschäftsbereich? Die Antwort könnte in der strategischen Neuausrichtung nach der Katek-Übernahme liegen.
congatec übernimmt das Ruder
Der neue Mehrheitseigner congatec ist ein Portfoliounternehmen der Deutschen Beteiligungs AG und gilt als Marktführer bei Computer-on-Module-Technologie. Neben der JUMPtec gehen auch die Tochtergesellschaften in den USA und Malaysia an congatec über. JUMPtec hatte 2024 etwa 90 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet – kein kleiner Brocken also.
Kontron-Chef Hannes Niederhauser spricht von einer strategischen Partnerschaft, die technologische Kompetenzen bündelt. Tatsächlich produziert Kontron bereits seit Mai Computer-Module für congatec. Die globale Aufstellung soll Vorteile bei Kosten und Lieferfähigkeit bringen – gerade in Zeiten geopolitischer Spannungen ein wichtiger Punkt. Allerdings stellt sich die Frage, ob Kontron hier nicht einen zukunftsträchtigen Bereich abgibt, um kurzfristig Liquidität zu schaffen.
Kontron profitiert mehrfach
Besonders raffiniert: Falls die Deutsche Beteiligungs AG ihren congatec-Anteil später verkauft, winkt Kontron ein zusätzlicher erfolgsabhängiger Erlös. Das Unternehmen behält also ein Upside-Potenzial, obwohl es die operative Kontrolle abgibt. Für einen Konzern, der sich gerade durch die Katek-Übernahme neu aufstellt, scheint das eine durchaus kluge Finanzierungslösung zu sein.
Die angepasste Guidance für das Gesamtjahr will Kontron zusammen mit den Q2-Zahlen vorlegen. Dann wird sich zeigen, ob der Deal wirklich so vorteilhaft ist, wie er zunächst aussieht. Mit über 7.000 Mitarbeitern in mehr als 20 Ländern ist Kontron bereits ein global aufgestellter Konzern. Die Fokussierung auf die Kernbereiche IoT und GreenTech könnte durchaus Sinn machen, wenn dadurch Synergien mit der Katek-Division entstehen. Anleger sollten aber prüfen, ob der Verkaufspreis angemessen war und ob die strategischen Ziele tatsächlich erreicht werden.