Der Berliner Softwarespezialist steht vor einem Eigentümerwechsel. Die US-Investmentgesellschaft Warburg Pincus will die PSI Software SE (ISIN: DE000A0Z1JH9) vom Kurszettel nehmen und bietet den Aktionären 45 Euro je Anteilsschein. Das klingt nach einem Deal, bei dem alle Beteiligten zufrieden sein könnten. Doch wie bei jeder großen Transaktion lohnt sich ein genauerer Blick.
Satte Prämie für geduldige Anleger
Die gebotenen 45 Euro liegen deutlich über dem letzten unbeeinflussten Kurs. Konkret zahlt Warburg Pincus eine Prämie von 84 Prozent auf den Schlusskurs vom 8. Oktober. Selbst gemessen am Dreimonatsdurchschnitt beträgt der Aufschlag noch 63 Prozent. Damit würde PSI mit rund 702 Millionen Euro bewertet. Für Anleger, die schon länger dabei sind, dürfte das ein durchaus erfreuliches Angebot sein.
Allerdings hat Warburg Pincus bereits vorgesorgt. Die Investmentgesellschaft hat sich Zusagen von Ankeraktionären gesichert, die zusammen 28,5 Prozent der Anteile halten. Und E.ON, mit 17,77 Prozent zweitgrößter Aktionär und wichtiger Kunde, bleibt an Bord. Das gibt dem Deal eine gewisse Sicherheit, denn die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus eine Aktie dürfte damit erreichbar sein.
PSI Software soll international wachsen
Was plant der neue Eigentümer? Warburg Pincus will die Transformation zu Cloud-basierten Lösungen beschleunigen und die internationale Expansion vorantreiben. Besonders in Amerika und Asien sieht man Potenzial. Das klingt vernünftig, denn PSI ist mit seinen Steuerungssystemen für Energienetze und Industrieanlagen gut positioniert. Die Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung spielen dem Unternehmen in die Karten.
Auch die Arbeitnehmer dürfen sich zunächst entspannen. Der Standort Berlin bleibt erhalten, das Management soll weitermachen, und Arbeitsplätze sind für zwei Jahre gesichert. Danach allerdings könnte es anders aussehen. Ein Delisting ist geplant, und langfristig schließt Warburg Pincus auch einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag nicht aus.
Kritische Fragen bleiben
Bleibt die Frage, ob 45 Euro wirklich der richtige Preis sind. PSI hat über 2.300 Mitarbeiter und entwickelt seit 1969 Software für kritische Infrastrukturen. Die Marktposition ist stark, die Zukunftsaussichten gut. Hätte man als börsennotiertes Unternehmen nicht noch mehr Wachstumschancen nutzen können? Andererseits: Die Kapitalmärkte zeigen derzeit wenig Liebe für mittelständische Technologiewerte. Vielleicht ist der Rückzug von der Börse tatsächlich der bessere Weg. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2026 erwartet.







