The Platform Group AG (DE000A2QEFA1) macht Nägel mit Köpfen und zeigt, wie konsequente Strategieumsetzung aussieht. Das Düsseldorfer Software-Unternehmen trennt sich von seiner 7,6-prozentigen Beteiligung an Mister Spex SE. Doch dieser Schritt ist alles andere als ein Rückzug aus der Optikbranche – er ist vielmehr der logische nächste Zug eines durchdachten Expansionsplans.
Fokus statt Streuung bei The Platform Group
Die Platform Group setzt seit dem 13. Juni ihre dreistufige Optikstrategie um. Statt als Minderheitsinvestor bei Mister Spex mitzumischen, konzentriert sich das Unternehmen auf den direkten Aufbau eigener Strukturen. Bereits vier Unternehmensgruppen wurden erworben und mit der Onlineplattform MyGlasses.de verknüpft. Bis Ende 2026 sollen mindestens 1.000 lokale Optiker und Hörakustiker an die Plattform angebunden werden.
Diese Strategie macht durchaus Sinn. Während bei Mister Spex die Einflussmöglichkeiten begrenzt sind, kann The Platform Group bei eigenen Akquisitionen die volle Kontrolle ausüben und die Synergien mit der hauseigenen Software-Kompetenz optimal nutzen.
Ambitionierte Ziele
Die Zahlen können sich sehen lassen: Für 2025 peilt The Platform Group im neuen Segment „Optics & Hearing“ über 30 Millionen Euro Umsatz an. Das bereinigte EBITDA soll zwischen 8 und 10 Millionen Euro liegen – das entspricht einer Marge von mindestens 25 Prozent. Bis Ende 2026 werden sogar 55 bis 60 Millionen Euro Umsatzbeitrag angestrebt.
Doch sind diese Ziele realistisch? The Platform Group kann auf solide Erfahrung verweisen. Mit 525 Millionen Euro Umsatz und 33 Millionen Euro bereinigtem EBITDA im Jahr 2024 hat das Unternehmen bewiesen, dass es profitable Plattformen aufbauen kann. Die Aktivität in 27 Branchen zeigt zudem die nötige Expertise im Plattformgeschäft.
Kapitalallokation mit Weitblick
CFO Bjoern Minnier begründet den Mister Spex-Verkauf mit effizienter Kapitalallokation. Tatsächlich macht es wenig Sinn, Kapital in einer Minderheitsbeteiligung zu binden, wenn gleichzeitig eine aggressive Akquisitionsstrategie gefahren wird. Die zwei Jahre Marktbeobachtung haben offenbar gezeigt, wo die besseren Chancen liegen.
Der Verkauf erfolgt bis Oktober über Paketverkäufe und Börsengeschäfte. Das spricht für eine durchdachte Abwicklung ohne Marktdruck. The Platform Group nutzt somit die gewonnene Zeit und das freigesetzte Kapital für die eigene Expansionsstrategie – ein kluger Schachzug eines erfahrenen Managements.