Der Wasserstoff-Boom bekommt neuen Schwung. Thyssenkrupp nucera (DE000NCA0001) schnappt sich wichtige Technologie-Assets vom dänischen Konkurrenten Green Hydrogen Systems. Was steckt hinter diesem strategischen Schachzug?
Die Übernahme im Detail
Die Dortmunder schnappen sich das Know-how für Hochdruck-Elektrolyse-Technologie. Das klingt erstmal technisch, ist aber durchaus clever. Denn bei der herkömmlichen Wasserstoffproduktion muss das Gas anschließend komprimiert werden – ein zusätzlicher und kostspieliger Schritt. Die übernommene Technologie arbeitet direkt mit bis zu 35 bar Druck. Das spart Kosten und macht den Prozess effizienter.
Green Hydrogen Systems war bereits in der Insolvenz, was thyssenkrupp nucera die Gelegenheit bot, sich die wertvollen Technologie-Assets zu sichern. Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten aus. Die Transaktion wird aus eigenen Mitteln finanziert und soll im Spätsommer über die Bühne gehen.
Warum Hochdruck-Elektrolyse Sinn macht
Der Clou liegt im Detail. Industrielle Abnehmer brauchen Wasserstoff meist unter Druck – sei es für Pipelines, Tankstellen oder chemische Prozesse. Wer den Wasserstoff gleich unter Druck produziert, spart sich teure Kompressoranlagen. Das macht das Gesamtsystem günstiger und effizienter.
Mit dem Testzentrum in Skive bekommt thyssenkrupp nucera zudem eine funktionierende Anlage, an der sich die Technologie weiterentwickeln lässt. CEO Werner Ponikwar spricht von einer „deutlichen Beschleunigung“ der eigenen Forschung.
Marktchancen und Risiken
Der Wasserstoffmarkt wächst rasant, aber die Konkurrenz schläft nicht. Mit über 600 bereits installierten Projekten und mehr als 10 Gigawatt Gesamtleistung hat thyssenkrupp nucera bereits eine solide Basis. Die neue Technologie könnte diesem Vorsprung weiteren Schub verleihen.
Allerdings bleibt der Wasserstoffmarkt volatil. Viele Projekte hängen von staatlichen Förderungen ab. Und ob sich die Hochdruck-Technologie am Markt durchsetzt, muss sich erst noch zeigen. Für thyssenkrupp nucera ist es jedenfalls ein strategisch sinnvoller Zug – zu einem vermutlich günstigen Preis.