Die Traditionsmarke aus Mettlach hält sich tapfer, aber die Zeiten sind rau. Villeroy & Boch (ISIN DE0007657231) hat in den ersten neun Monaten den Umsatz um 6,7 Prozent auf 1,075 Milliarden Euro gesteigert. Das operative EBIT liegt mit 65,1 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr. Auf den ersten Blick solide Zahlen. Doch der Blick hinter die Kulissen zeigt, dass es ohne die Akquisition von Ideal Standard düster aussähe.
Bad & Wellness profitiert von Zukauf
Der Unternehmensbereich Bad & Wellness legte um 8,3 Prozent auf 865,6 Millionen Euro zu. Das Wachstum kommt vor allem aus der Integration von Ideal Standard. Die Sparte Armaturen und Duschsysteme wuchs um fast 38 Millionen Euro. Auch Sanitärkeramik und Küche legten zu. Doch organisches Wachstum aus eigener Kraft ist schwer zu erkennen.
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Regional zeigt sich ein gespaltenes Bild. In der Region EMEA, also Europa, Naher Osten und Afrika, stieg der Umsatz um 13,4 Prozent. Das ist erfreulich. Doch in Asien-Pazifik und Amerika brach das Geschäft um 26,9 Prozent ein. Besonders China, einst Hoffnungsmarkt, schwächelt massiv. Die dortige Immobilienkrise und Konsumzurückhaltung treffen Villeroy & Boch hart.
Dining & Lifestyle zeigt Stabilität
Im Bereich Dining & Lifestyle sieht es etwas besser aus. Der Umsatz erreichte 207,6 Millionen Euro. Das reine Produktgeschäft, also ohne Lizenzen, wuchs sogar um zwei Prozent. Das stationäre Handelsgeschäft legte um elf Prozent zu, das Projektgeschäft für gehobene Hotels und Restaurants um 8,9 Prozent. Das operative EBIT von 12,6 Millionen Euro liegt 3,3 Prozent über Vorjahr.
Diese Zahlen zeigen: Im Premium-Segment funktioniert das Geschäft noch. Luxushotels und gehobene Gastronomie investieren weiter. Auch gut sortierte Einzelhändler führen die Marke gerne. Doch im breiten Konsumgeschäft ist die Zurückhaltung spürbar.
Villeroy & Boch senkt Erwartungen
Der Vorstand hat die Prognose konkretisiert, was in der Regel ein Euphemismus für Senkung ist. Zwar wird weiter Umsatzwachstum im niedrig einstelligen Bereich erwartet. Doch das operative EBIT und die Nettovermögensrendite sollen nun leicht unter Vorjahr liegen. Das ist enttäuschend, aber angesichts der Marktlage nachvollziehbar.
Die schwache Baukonjunktur in Europa belastet. Auch bei Renovierungen halten sich Verbraucher zurück. Wer unsicher ist, verschiebt den Badumbau oder die neue Küche. Das trifft Villeroy & Boch direkt. Anleger sollten Geduld mitbringen. Bis sich die Konjunktur erholt, dürfte es dauern. Die Dividende bleibt aber wohl stabil, was bei der aktuellen Bewertung zumindest etwas Trost bietet.







