Während Windkraft und Solarenergie oft im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen, bietet die Wasserkraft einzigartige Vorteile wie hohe Planbarkeit und Grundlastfähigkeit. Dabei hat sich die DWK Deutsche Wasserkraft AG (ISIN DE000A2AAB74) insbesondere auf sogenannte kleinere Laufwasserkraftwerke („Small Hydro“) spezialisiert und sieht sich als ersten deutschen börsen-notierten Pure Play Wasserkraft-IPP (Independent Power Producer). Das Unternehmen hat sich dabei eine bemerkenswerte Expertise aufgebaut und bringt es bislang auf Transaktionen und Betrieb von Anlagen im Wert von zwei Milliarden EUR.
Wir haben bei Henning Rath, Vorstand der DWK Deutsche Wasserkraft AG, nachgefragt, über welche Entwicklungsperspektiven das Unternehmen verfügt, mit wem man kooperiert und wie man sich im auch bestehenden Wettbewerb zwischen verschiedenen Erneuerbare-Energie-Quellen positioniert sieht.
NWW: Wie funktioniert das Geschäftsmodell der Deutschen Wasserkraft AG und welche Einnahmequellen hat das Unternehmen?
Henning Rath: Wir sind das erste börsennotierte unabhängige Wasserkraft-Unternehmen in Deutschland und spezialisiert auf Small Hydro-Laufwasserkraftwerke, zunächst mit dem Fokus auf Standorte in Norwegen. Unser Geschäftsmodell basiert auf drei Säulen: Der Projektentwicklung von neu zu bauenden Wasserkraftanlagen, dem Erwerb von bestehenden Laufwasserkraftwerken, die wir dann selbst betreiben sowie dem Management von Anlagen für Dritte.
Unser Ziel ist es, durch dieses 3-Säulen-Modell Wachstum durch Projektentwicklung mit stabilen und wiederkehrenden Einnahmen aus dem Betrieb von Anlagen zu kombinieren. Insbesondere der Aufbau eines Wasserkraft-Exposures für Dritte bietet Chancen, schon relativ kurzfristig Cashflows für das Unternehmen zu erwirtschaften. Langfristig wollen wir ein eigenständiger Kraftwerksbetreiber werden.
NWW: Wie plant die Deutsche Wasserkraft AG, ihr Portfolio an Laufwasserkraftwerken in den kommenden Jahren zu erweitern, und welche Regionen stehen dabei im Fokus?
Henning Rath: Dank unserer langjährigen Erfahrung als Wasserkraft-Asset und Investment-Manager verfügen wir über ein breites und nachhaltiges Netzwerk in der Branche sowie in der Financial Community. Durch die Börsennotiz konnten wir unsere Visibilität zudem nochmal steigern. Insbesondere am norwegischen Markt sind wir sehr gut vernetzt und kennen den Markt vor Ort. Wir haben dort mit unserer Gesellschaft Antares, die wir nun in die DWK eingebracht haben, bereits Transaktionen und Projekte verwirklicht.
Das ist auch ein Grund, weshalb wir uns erstmal auf Norwegen konzentrieren werden. Hier gibt es bereits rund 2.000 Bestandsanlagen und einen funktionierenden Markt, wodurch wir regelmäßige Opportunitäten für den Kauf solcher Anlagen erhalten. Darüber hinaus gibt es in Norwegen, insbesondere im Bereich „Small Hydro“ erhebliche Neubaupotenziale für uns. Ein großer Vorteil von Norwegen sind die idealen meteorologischen und geografischen Bedingungen mit vielen Seen, Flüssen, Wasserfällen und Tälern. Insbesondere die Westküste des Landes bietet viele Möglichkeiten, um Wasserkraft zu betreiben. Außerdem ist es in Norwegen allseits bekannt, dass kleine Laufwasserkraftwerke den geringsten “Flächenverbrauch” aufweisen und die Eingriffe in die Natur sehr gering sind.
Auch das regulatorische und administrative Umfeld unterstützt Wasserkraft-Projekte aktiv. Die Genehmigungsverfahren laufen sehr strukturiert und zügig ab. Natürlich schauen wir aber auch in der DACH-Region nach geeigneten Möglichkeiten.
NWW: Welche finanziellen Ziele verfolgt das Unternehmen, und wie sollen diese erreicht werden?
Henning Rath: Wir wollen so schnell wie möglich Cashflow positiv sein und stabile und regelmäßige Einnahmen erzielen. Neben der Begleitung Dritter beim Aufbau eines Wasserkraft-Exposures wollen wir sukzessive ein Portfolio an Small-Hydro-Laufwasserkraftwerken aufbauen, sowie weitere Projekte gemeinsam mit Partnern realisieren – also unser Geschäftsmodell kontinuierlich ausbauen. Mit Small-Hydro-Laufwasserkraft-Anlagen lassen sich je nach Fremdkapitaleinsatz und je nach Entwicklungsphase zwischen 10% und 25 % Rendite erzielen.
Bei 50 % Fremdkapital in der Bau- und Betriebsphase und einer exemplarisch unterstellten zehnjährigen Haltedauer kann von einer Eigenkapitalrendite von über 10 % ausgegangen werden. Das sind typische Renditen, die wir aus vergangenen Projekten kennen und die wir auch in Zukunft anstreben. Mit der Börsennotierung haben wir außerdem die Möglichkeit u.a. Eigenkapital einzuwerben, Mezzanine-Finanzierungen durchzuführen und auch Fremdkapital leichter zu beschaffen, wobei das Gros der Finanzierungen auf Projektgesellschaftsebene stattfinden wird. Dank der guten Planbarkeit unseres Geschäftes und regelmäßig zu erwartender Erträge streben wir langfristig an, ein Dividendentitel zu werden.
NWW: Wie positioniert sich die Deutsche Wasserkraft AG im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen, und welche Vorteile bietet die Fokussierung auf Wasserkraft?
Henning Rath: Wasserkraft hat einige Vorteile gegenüber anderen erneuerbaren Energie-Quellen. So liegt der Wirkungsgrad bei Laufwasserkraft, insbesondere an prädestinierten Standorten in Norwegen, bei bis zu rund 90 Prozent und damit deutlich höher als bei anderen regenerativen Stromquellen wie Wind und Sonne. Beide weisen gerade einmal einen Wirkungsgrad von bis zu 50 Prozent beziehungsweise 20 Prozent auf.
Allgemein sei dazu angemerkt, dass sich Wasserkraft dadurch auszeichnet, relativ grundlastfähig zu sein und vor allem kurzfristig deutlich stabiler ist als andere erneuerbare Stromquellen. Dies führt eben auch dazu, dass man auch bei Einspeisung ins normale Netz die Strompreisspitzen während sogenannter Dunkelflauten mitnehmen kann. Auch ist die Erzeugung einer Megawattstunde Strom durch Wasserkraft im Schnitt günstiger als alle anderen Stromquellen. Der Vorteil unseres Spezialgebiets, den Small-Hydro-Laufwasserkraftwerken, ist, dass diese vergleichsweise wenig in die Natur eingreifen und den natürlichen Wasserlauf nicht maßgeblich verändern.
Das wirkt sich auch auf den CO2-Fußabdruck aus. Bei Laufwasserkraftwerken liegt dieser bei etwa bei ca. 20 Kilogramm pro erzeugter Megawattstunde Strom (kgCO2 / MWh). Regenerative Energien aus Sonne und Wind haben mit ca. 100 kgCO2 / MWh bzw. 40 kgCO2 / MWh einen höheren CO2-Verbrauch. Wasserkraft ist somit umweltverträglich, effizient und leistungsstark – und damit essenziell für das Gelingen der globalen Energiewende und ein konservatives wie innovatives Investment zugleich.
NWW: Sie haben jüngst vermeldet, dass Sie ein Memorandum of Understanding (MoU) mit OdelEnergy geschlossen haben. Welche Bedeutung hat der MoU für Sie und können Sie uns dazu noch ein paar Details nennen?
Henning Rath: Der MoU ist ein wichtiger Schritt für uns, um unser Wachstumsstrategie im Bereich von Kleinwasserkraftwerken umzusetzen. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem norwegischen Projektentwickler OdelEnergy erlangen wir nun Zugriff auf interessante Projekte und können die Entwicklung und den Bau solcher Small Hydro Laufwasserkraftwerke vorantreiben.
Wir schaffen dabei den rechtlichen Rahmen bei der Projektentwicklung der Wasserkraftwerke und sorgen für die Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung des Projekts. OdelEnergy wird die Entwicklung und den Bau der Kleinwasserprojekte realisieren und greift dabei auf sein langjähriges Know-how sowie seinen starken Track Record zurück. Das Gesamtprojekt, das aus vielen kleinen Einzelanlagen besteht, hat ein Gesamtvolumen von zunächst 100 GWh und soll bei circa 50 Mio. EUR liegen.
NWW: Was ist das Ziel der Zusammenarbeit mit OdelEnergy?
Henning Rath: Die Kooperation mit OdelEnergy ist der erste Schritt für den Aufbau eines eigenen Portfolios und dem Aufbau von Portfolios externer Kunden. Wir als DWK wollen mit diesem Projekt unsere Visibilität am Wasserkraft-Markt erhöhen und eine eigenständige Positionierung als unabhängiges Wasserkraft-Unternehmen erlangen. Gemeinsam mit OdelEnergy wollen wir unsere Kompetenzen bündeln und Synergien schaffen. Darüber hinaus wollen wir auch langfristig mit OdelEnergy gemeinsame Projekte realisieren.
NWW: Wie wollen Sie die Projekte im Rahmen des MoU finanzieren?
Henning Rath: Wir arbeiten eng mit einer bekannten norwegischen Investmentbank bei der Finanzierung unserer Projekte zusammen. Die Bank unterstützt uns dabei, die einzelnen Projekte über jeweils ein Special Purpose Vehicle (SPV) als Tochtergesellschaften der DWK zu finanzieren, was uns entsprechende Flexibilität verschafft. Die Zusammenarbeit mit der in Skandinavien sehr etablierten Bank untermauert unser gutes Ansehen am norwegischen Markt.
Grundsätzlich planen wir auch auf Corporate-Ebene kleinere Kapitalmarktmaßnahmen, um unser Portfolio an Wasserkraftwerken mittel- bis langfristig weiter auszubauen. Damit wollen wir einen stetigen, stabilen und gut planbaren Revenuestrom erzeugen. Anlegern bieten wir somit eine gute Möglichkeit, an unserem zukunftsfähigen Geschäftsmodell zu partizipieren.

NWW: Apropos Kapitalmaßnahmen: Erst kürzlich haben Sie eine Barkapitalerhöhung und eine Sach-Kapitalerhöhung abgeschlossen. Können Sie uns Hintergründe zu den Kapitalmarktmaßnahmen nennen?
Henning Rath: Sowohl die Bar- als auch die Sachkapitalerhöhung gehen mit unserer strategischen Neupositionierung als unabhängiges Wasserkraft-Unternehmen einher. Die Mittel aus der Barkapitalerhöhung stellen eine erste operative Grundlage für unser Wachstum dar. Wichtig war auch die Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage. So haben wir Ende 2024 sämtliche Geschäftsanteile der Antares Hydropower Norway in die DWK eingebracht und damit die Identifikation des Vorstands mit der Neuausrichtung der DWK unterstrichen und vermeiden für die Zukunft jedwede Interessenskonflikte.
Antares ist ein Asset- und Investment Manager mit Spezialisierung auf Wasserkraft-Projekte. Mit der Übernahme konnten wir sowohl eine funktionierende Infrastruktur als auch laufende Beratungsmandate für Laufwasserkraftwerke im institutionellen Bereich und ein Netzwerk an potenziellen Investoren in die DWK integrieren. Damit sind wir gut aufgestellt, um unsere Marktposition weiter zu stärken.
NWW: Sie betreten mit dem Geschäftsmodell der DWK an dem deutschen Aktienmarkt Neuland. Inwiefern überzeugt ihr Geschäftsmodell auf diesem doch noch sehr unterrepräsentierten Markt?
Henning Rath: Für viele institutionelle Investoren ist die internationale Wasserkraft kein Neuland. Die internationalen Klimaziele sind ambitioniert und der Strombedarf enorm. Nicht nur die EU wird jede Menge saubere erzeugte Elektrizität benötigen, um die Endverbrauchersektoren zu dekarbonisieren und den Energiebedarf von KI und Big Tech zu decken, ohne dass es dabei zu Lieferengpässen kommt. Der Energiemarkt verändert sich insofern kontinuierlich in Richtung erneuerbarer Energien.
Wasserkraft aus Norwegen spielt dabei eine wichtige Rolle. Es ist eine erprobte und ausgereifte Technologie, sie ist vergleichsweise günstig und wie gesagt auch ohne teure Zwischenspeicher grundlastfähig. Kein Wunder also, dass der Markt für Wasserkraft weiterwächst. Allein bis zum Jahr 2032 soll das Marktvolumen auf 414,35 Milliarden USD steigen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6,91% im Zeitraum zwischen 2024 und 2032 entspricht.
Zum anderen zeichnen wir uns durch ein erprobtes Geschäftsmodell aus und konnten als Gründer und Vorstände der Antares und auch davor bereits umfassende Erfahrungen im Bereich Finanzierungen von Wasserkraftprojekten sammeln. In der Vergangenheit haben wir uns hier primär auf den institutionellen Bereich fokussiert. Durch die Börsennotierung wollen wir nun allen Anlegern die Möglichkeit geben, an diesem interessanten Geschäftsmodell zu partizipieren. Wasserkraft ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Stromerzeugung. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels braucht es smarte Lösungen und Geschäftsideen, um unsere Wirtschaft nachhaltig zu gestalten.
NWW: Herr Rath, herzlichen Dank für das Gespräch.