Welche Nebenwerte sorgten in der zurückliegenden Woche für Schlagzeilen? Hier eine Auswahl:
Pfisterer: Fulminantes Börsendebüt trotzt IPO-Flaute
Der schwäbische Elektrotechnik-Spezialist wagte als erster Neuling seit Monaten den Schritt aufs Frankfurter Parkett – und traf voll ins Schwarze. Der Erstkurs im Scale-Segment lag mit 30 Euro gut 11 % über dem Ausgabepreis, das Tageshoch erreichte 31,25 Euro. Der glatte Wochenschluss bei 30 Euro spiegelt die starke Nachfrage nach den Leitungs- und Isolationslösungen, die vom globalen Ausbau erneuerbarer Energien profitieren. 95 Mio. Euro frisches Kapital fließen in zusätzliche Produktionskapazitäten und die Weiterentwicklung der Hochspannungs-Gleichstromtechnik. Mit 383 Mio. Euro Umsatz (+15 %) und 64 Mio. Euro EBITDA (+24 %) 2024 sowie ambitionierten Wachstumszielen auf bis zu 735 Mio. Euro Umsatz signalisiert Pfisterer, dass auch Familienunternehmen im heimischen Markt erfolgreich Geld einsammeln können – ein kräftiger Weckruf für den deutschen IPO-Markt. –> Mehr zum Thema
United Internet – Übernahmeoffensive bei 1&1
Der Telekom-Konzern aus Montabaur legt ein freiwilliges Teilangebot über 18,50 Euro je Aktie auf den Tisch, um seine Beteiligung an der 1&1 AG von rund 80 % auf bis zu 90 % auszubauen. Die Offerte bietet Anlegern einen Aufschlag von etwa 20 % auf den letzten Xetra-Kurs und soll eine stabile Eigentümerstruktur für die milliardenschweren Netzausbauinvestitionen sichern. Ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag ist ebenso wenig geplant wie ein Delisting; mindestens 10 % Freefloat sollen erhalten bleiben. Für United Internet wäre der Deal ein weiterer Schritt, die Kontrolle über die Mobilfunktochter zu festigen – ohne die Tür für den Börsenhandel vollständig zu schließen. –> Mehr zum Thema
Aixtron – Dividendenkürzung, aber Aufbruchsstimmung
Auf der Hauptversammlung stimmten die Aktionäre der Reduzierung der Dividende von 0,40 Euro auf 0,15 Euro je Aktie zu. Das Management betont, die Mittel lieber in Wachstumssparten wie GaN- und SiC-Anwendungen zu stecken. Parallel meldet der Anlagenbauer einen Großauftrag von SMART Photonics und verweist auf eine solide Eigenkapitalquote von 87 % sowie verbesserten Free-Cash-flow im Q1 25. Charttechnisch hat die Aktie den Abwärtstrend aus 2024 gebrochen; oberhalb von 13,50 Euro rückt ein Ziel bei 16 Euro in den Fokus. Trotz kurzfristiger Skepsis rund um die Dividende setzen Investoren auf die nächste Technologiewelle – unterstützt von einem aufgefrischten Aufsichtsrat um den neuen Vorsitzenden Alexander Everke.
Lang & Schwarz – Rekordquartal beflügelt Handelsplattform
Der Düsseldorfer Market-Maker erzielte mit 79 Mrd. Euro Handelsvolumen (+48 %) das umsatzstärkste Quartal der Firmengeschichte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit kletterte um 62 % auf 26 Mio. Euro, der Konzernüberschuss auf 17,4 Mio. Euro. Je Aktie blieben 1,84 Euro hängen, obwohl Rückstellungen für Steuerthemen das Resultat leicht belasteten. Auch Q2 läuft bislang positiv, während eine MiCAR-Notifizierung den Einstieg in den Kryptohandel erleichtern soll. Mit Blick auf die Hauptversammlung im Juli bleibt es beim Dividendenvorschlag von 1,75 Euro – ein Signal, dass Wachstum und Ausschüttungen hier Hand in Hand gehen können. –> Mehr zum Thema
HomeToGo – Buchungen steigen, CFO-Wechsel eingeleitet
Europas größter Ferienhaus-Marktplatz steigerte die Buchungserlöse im Q1 um 5,7 % auf ein Rekordhoch von 88 Mio. Euro, während der Auftragsbestand um mehr als 20 % auf 92 Mio. Euro zulegte. Späte Osterfeiertage drückten die IFRS-Umsätze um 5 %, das bereinigte EBITDA sank auf –28 Mio. Euro. Dennoch bestätigt das Management seine 2025-Prognose von >35 % Buchungswachstum und >35 Mio. Euro EBITDA, gestützt durch die anstehende Interhome-Übernahme. Parallel kündigt CFO Steffen Schneider seinen Abschied an; Nachfolger Sebastian Bielski soll ab Juli die Finanzen führen. Die solide Liquidität von 143 Mio. Euro bietet Spielraum für weiteres Wachstum trotz makroökonomischer Gegenwinde. –> Mehr zum Thema
EnviTec – nach Rekordjahren solide, aber gedrosselt
Der Biogas-Spezialist spürt die Normalisierung nach Boomjahren: 2024 sank der Umsatz um 19 % auf 338 Mio. Euro, das EBT halbierte sich auf 44 Mio. Euro. Für 2025 avisiert der Vorstand 330 – 370 Mio. Euro Umsatz und 25 – 35 Mio. Euro Ergebnis, da niedrigere Energie- und THG-Quotenpreise sowie geringere Anlagenbauaufträge drücken. Positiv: Investitionen von 50 Mio. Euro in neue Gasaufbereitungsstandorte sollen das Eigenbetriebssegment stärken. Politische Rückenwinde wie das deutsche Biomassepaket könnten mittelfristig für erneute Dynamik sorgen, auch wenn internationale Märkte aktuell volatil bleiben. –> Mehr zum Thema
Energiekontor – Solarpark Letschin treibt Eigenbestand
Der Bremer Projektierer nimmt im Q1 den 60 MWp-Solarpark Letschin in den Eigenbestand und erhöht damit seine eigene Erzeugungskapazität um 12 % auf 444 MW. Sechs weitere Projekte mit zusammen 160 MW sind im Bau; parallel laufen Verkaufsgespräche für mehrere Wind- und Solarparks im In- und Ausland. Mit 36 genehmigten Projekten (1,3 GW) und neun frischen EEG-Zuschlägen über 197 MW bleibt die Pipeline prall gefüllt. Ziel ist, durch Financial Closes in Deutschland, UK und USA ein planmäßiges Ergebnis im Segment Projektierung zu sichern und das Portfolio auf über 600 MW auszubauen. –> Mehr zum Thema
Cyan – Wachstumskurs, Chefwechsel in Sicht
Der Cyber-Security-Anbieter erhöhte 2024 den Umsatz um mehr als 50 % auf 7,1 Mio. Euro und verbesserte das EBITDA deutlich auf –1,5 Mio. Euro (Vorjahr –4,5 Mio. Euro). Eine um 86 % größere Endkundenbasis, neue Orange-Partnerschaften und der Mittelstandsschutz „cyan Guard 360“ bilden das Fundament für die angestrebte schwarze Null 2025 bei bis zu 9,2 Mio. Euro Umsatz. CEO Thomas Kicker übergibt jedoch zum 31. Juli an einen noch zu findenden Nachfolger, bevor er Magenta Telekom in Österreich führt. Die Suche läuft – und cyan setzt weiter auf Expansion in Lateinamerika und neue Branchen. –> Mehr zum Thema